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Gulfhaus

Ich habe mich dazu entschieden, das Gulfhaus zu erforschen, weil mich dieser Themenbereich sehr interessiert, denn wir wohnen selber auch in einem Gulfhaus, das 1912 erbaut wurde. In meinem Themenbereich beziehe ich mich auf folgende Fragen:

  • Wie sind Gulfhäuser aufgebaut, z.B.: was macht man im Gulf
  • Wer oder was hat im Gulfhaus gelebt
  • …und noch vieles mehr.

In Ostfriesland entdeckt man in den einzelnen Dörfern viele sogenannte Gulfhöfe, aber:

Was ist ein Gulfhof überhaupt?

Das Gulfhaus ist eine Bauernhausform in Norddeutschland, vor allem auch in Ostfriesland, die im 16. und 17. Jahrhundert entstand. In dem eher ärmlichen Ostfriesland beginnen sich die Dörfer stetig ab ca. dem 17. Jahrhundert zu entwickeln. Einerseits entstanden Reihendörfer wie z.B. in Wymeer (Eine Haupstraße an der in der Reihe gebaut wurde) und anderseits Dorfkerne, wie z.B. in Strackholt (wo sich Häuser in kleinen Straßen zu einem großem Kern entwickeln). Nun ist Ostfriesland auch damals schon stark von der Landwirtschaft geprägt. Es gibt viele verschiedene Bodenarten, doch eines zeichnet diese Gegend ganz besonders aus – und zwar das Wetter mit viel Regen! Und so entstanden die Gulfhäuser, da hier nämlich sämtliche landwirtschaftliche Arbeiten in einem Gebäude bzw. unter einem Dach gemacht werden konnten. Andere Erklärungsversuche beziehen sich auf die Wind-Wassermühlen, mit denen die Marschen entwässert werden konnten, was wiederum Getreideanbau möglich machte – und dieses Getreide musste eingelagert werden, sodass es mehr Lagerraum brauchte. Der bisher älteste, erhaltene Gulfhof in Osfriesland ist der Gulfhof Rieken in Westerende-Kirchloog. Der hintere Teil, also der Hallenteil, steht schon seit 1568.

Wie ist ein Gulfhof aufgebaut?

Baulich gesehen gibt es Gulfhäuser in allen Größen. Diese hatte meist mit der Größe des landwirtschaftlichen Betriebes zu tun. Es gab schon von Anfang an große Höfe, auf denen dreißig Kühe untergebracht waren, oder Kleinstbetriebe mit vier Kühen. Errichtet sind die Gebäude aus einem Vollsteinmauerwerk mit ortstypischen roten Klinkern (Kreuzverband gemauert). Manchmal sind auch Verzierungen zu erkennen. Das Vorderende hat einen Keller, ein Erdgeschoß und früher nur einen offenen Dachboden. Zwischen Vorder- und Hinterteil kommt dann eine Feuerschutzmauer (Brandmauer) mit Eisentür, die im Falle eines Brandes verhindern soll, dass das Feuer übergreift. Der Stallbereich war erst gepflastert und später betoniert. Der Lagerbereich (Scheune, Gulf, Diele) war aus Sand.

Ein Gulfhof besteht aus einem Lagerbereich für Getreide, Heu und Sroh, ein Tierstall für Rinder, Schweine und sehr wichtig, Arbeitspferde und natürlich das Wohnhaus für alle Generationen vereint in einem Gebäude. Das Vorderende (Wohnhaus) bestand meist aus einer großen Küche (mit Kochofen) die dicht am Stall war, einem Wohnzimmer und manchmal auch eine Upkämmer ,was ein Zimmer über dem Keller ist. Des Weiteren gibt es Schlafzimmer, die sich aber häufig viele teilen mussten. In dem Keller sind meist alle geernteten Sachen aus dem eigenem Garten aufbewahrt worden (teilweise geräuchert, aber vieles auch konserviert).

Das Interessante ist eigentlich die Dachkonstruktion der Gulfhäuser. Die baut mittig mit dem sogenannten Gulf auf. Dieses Vierkant-Ständerwerk wird durch diagonale Sträben verstärkt. So können von den seitlichen Aussenmauern Holzsparren aufgelegt werden. Dieses führt zu einer enormen Stabilität, die aber auch bei den großflächigen Dacheindeckungen mit Tonziegeln gebraucht wird. In vielen Fällen wurden die Gulfhäuser mit einem Hamm versehen. Dieser liegt zur Hauptwindrichtung und schütz das Gebäude vor Sturmschäden. Bei den mit Tonziegeln eingedeckten Dächern wurde das komplette Dach unterhalb mit Strohdotten versehen. Dieses schützt ebenfalls gegen Sturmschäden und im Winter gegen Kälte und Schneeverwehungen.

Der Lagerbereich/Gulf war immer mittig vom Gebäude. Zwischen den Gulfständern konnten Heu und Stroh lagern. Je höher der Hof, desto mehr passte hinein. Über dem Kuhstall an der linken Außenmauer und über dem Pferdebereich mittig lagerte auf dem Holzboden Heu, was täglich durch eine Lücke auf dem Arbeitsgang zu den Tieren hinuntergefüttert wurde. Das gedroschene Getreide wurde meist auf dem Dachboden des Vorderendes gelagert. Zur Isolierung im Winter diente das gelagerte Getreide und Heu enorm dazu bei.

Der Stallbereich der Kühe lag immer längst an einer Außenwand (meistens links). Die Stallplätze waren so konstruiert, dass die Köpfe der Kühe/Rinder zur Außenmauer zeigten, dann kam eine Entmistungsgrube, einen Arbeitsgang, wieder eine Mistgrube und Stallplätze zur Mitte des Gebäudes hin. Hier standen meist die Jungtiere. Der Kot wurde in der sogenannten Entmistungsgrube gesammelt und zweimal täglich mit der Schubkarre durch die direkt am Arbeitsgang liegende Außentür zum draußenliegenden Misthaufen gebracht. Es gab immer zwei Stallplätze direkt nebeneinander, dann ein Trenngitter und wieder zwei Stallpläze. Das hatte Vorteile bei der von Hand durchgeführten Fütterung der Tiere bzw. dem Melken. Außerdem konnten sich die Tiere so nicht drehen. An dem Hintergiebel mittig vom Gebāude/Gulf waren die Pferde untergebracht. Von hier aus konnten die Landwirte die Arbeitspferde schnell rausholen, wenn es brannte. An der anderen Außenmauerseite standen meist die Schweine. Diese waren in kleinen Gruppenboxen untergebracht.

Fazit: Die Ostfriesen haben mit ihren Gulfhöfen deren Landschaft stark geprägt und einen Gebäudetyp entwickelt, in dem sich früher der ganze Alltag abspielte.

Wer hat im Gulfhaus gelebt?

Im Vorderen Teil wohnten der Bauer und seine Bäuerin, die Knechte ,die Mägde und die Kinder. Im hinteren Teil lebten die Tiere: Pferde, Rinder, Kühe usw.

Meine Quellen

  • Volker Gläntzer, Das Gulfhaus in Ost-Friesland – eine Innovation des 16. und 17. Jahrhunderts, Ruralia IV, Supplementum 15, S. 58-75.
  • Helmut Ottenjann (Hg.):Museumsführer des Museumsdorf Cloppenburg, Cloppenburg 1998.
  • Jörg-Hendrik Meinders, Eigener Beitrag (Interview mit meinem Vater)
  • Wolfgang Rüther, Hausbau zwischen Landes- und Wirtschaftsgeschichte. Die Bauernhäuser der Krummhörn vom 16. bis zum 20. Jahrhundert, Münster 1999.